Bunte Farbtuben, Pinsel die über Leinwände streichen, in der Ecke eine Staffelei und mittendrin Bernhard Schiess, Gerti Prochazka. Sie setzten den „Raum für Kreativität“ in die Tat um. Er hat ab sofort immer mittwochs geöffnet.
Von außen erinnert der „Raum für Kreativität“ in Osterburken ein wenig an das berühmte Gemälde „Nighthawks“ von Edward Hopper. Das Ölgemälde des Künstlers zeigt ein hell erleuchtetes Diner, in dem man durch große Glasfenster wenige Menschen an einer Bar sitzen sieht. Die Straße davor ist dunkel und verlassen.
Ganz so trist sieht es in Osterburken nicht aus – doch am Mittwoch regnete es und die Lichtverhältnisse auf den Straßen der Römerstadt waren schon leicht schummrig. Nur aus dem neuen „Raum für Kreativität“ in der Bahnhofstraße, neben dem Fitnessstudio „Fitness life“, strahlte das Licht auf die verregnete Fahrbahn.
Drinnen standen Bernhard Schiess und Gerti Prochazka, die Initiatoren des Projekts „Raum für Kreativität“ und weitere Interessierte an verschiedenen Tischen, auf denen Fahrtuben verteilt waren. Pinsel und Leinwände rundeten das Bild ab. In einer Ecke stand eine Staffelei. Es war alles da, das man brauchte, um kreativ arbeiten zu können. „Ich habe sofort an diesen Raum hier gedacht“, sagt Gerdi Prochazka zur Wahl des neuen „Raumes für Kreativität“. „Früher war hier ein Blumengeschäft zuhause. Mit den großen Fenstern erinnert es an ein Atelier oder eine Werkstatt – genau das, was wir wollten“, freut sie sich.
Die Idee zum „Raum für Kreativität entstand im Rahmen der Bürgerwerkstatt Osterburken. Ein Projekt für interessierte Bürger, um sich bei Themen, die ihnen am Herzen liegen, persönlich einzubringen. Das Ziel, einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem kreative Menschen ungestört arbeiten können, entstand während des ersten Treffens im Rahmen der Bürgerwerkstatt. „Bernhard Schiess und ich waren sofort begeistert“, so Prochazka weiter.
Den Raum in der Nähe des Bahnhofs stellte die Stadt gerne zur Verfügung, zahlt auch Strom und Wasserkosten. Zusätzlich wird das Projekt durch das Programm „Beteiligungstaler“ Baden Württemberg gefördert.
Doch um den alten Blumenladen nutzen zu können, musste noch einiges in Angriff genommen werden. „Es waren Renovierungs- und Putzarbeiten notwendig“, erklärt Bernhard Schiess. So strich man beispielsweise die rosaroten Wände in Weiß, brachte ein Waschbecken an und befreite den Raum von der Staubschicht, die sich über die Jahre des Leerstands angesammelt hatte. Schließlich stellte man Stühle und Tische aus der mittlerweile abgerissenen Realschule hinein.
„Insgesamt kamen 50 Stunden Arbeiten in Eigenleistung zusammen“, resümiert Schiess, dessen Idee es war, diesen Raum für alle Interessierten zur Verfügung zu stellen.
„Wir wollten einen Raum finden, in dem man sich kreativ ausleben kann und die Sachen am Ende nicht wegräumen muss, sondern eben auch mal liegen lassen kann“, erklärt Schiess die Idee. Aktuell stehen die Türen des „Raumes für Kreativität“ immer mittwochs für jeden offen, der sich kreativ betätigen möchte und gerne mit Farben experimentiert. In der Gruppe kann man sich zusätzlich über verschiedene Themen und Techniken austauschen und sich Feedback zu seinen Kunstwerken einholen.
Es sind auch einige Kurse zu verschiedenen Drucktechniken, der Monotypie und dem Linolschnitt geplant. Weitere Angebote sollen folgen, sobald sich das Projekt in Osterburken und Umgebung etabliert hat. Insgesamt bietet der Raum Platz für bis zu zehn Leute. Vorkenntnisse braucht man nicht mitzubringen, lediglich Interesse für kreatives Arbeiten ist von Vorteil. Sollten Dozenten Interesse haben, im „Raum für Kreativität“ Kurse anzubieten, können sich diese bei Bernhard Schiess und Gerti Prochazka melden. Die Materialien sind gegen einen kleinen Obolus vorhanden, sonst hat jeder Künstler die Möglichkeit, seine eigenen Sachen mitzubringen.
Weitere Informationen gibt es auf der Facebookseite /Raum-für-Kreativität. Anmeldung oder Kontakt ist über E-Mail an prochazkage(@)gmx.de oder info(@)indesign-schiess.de möglich.